Zur Behandlung im Verwaltungsausschuss und im Rat am 24.02.2025 stellen wir den folgenden Ergänzungsantrag zum Tagesordnungspunkt Ernährungsstrategie:

Der Absatz 1, Seite 15 Gesunde Ernährung heißt für die Stadt Oldenburg, sich an … den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) zu orientieren. Zu den Empfehlungen … der DGE gehört eine grundsätzlich pflanzenbetontere Ernährung.

wird ergänzt:

Der Rat der Stadt Oldenburg sieht dabei nicht die gegenwärtige sondern die im März 2017 veröffentlichte Fassung der DGE-Richtlinen für gute Ernährung, die am 6.12.2019 im Rahmenkonzept Schulverpflegung und in Rahmenkonzept Kitaverpflegung vom Oldenburger Rat für verbindlich erklärt wurde, als maßgebliche Leitlinie für die Caterer in der Schule, für Kitas und für Gemeinschaftsverpflegungen an.

Begründung:

Auch die BSW-Fraktion ist für eine schrittweise Reduktion tierischer Produkte insbesondere von Fleisch in der Ernährung.

Die im März 2024 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (Minister Cem Özdemir) aktualisierte Fassung der DGE-Standarts ist aber zu weitgehend und eher ideologisch als wissenschaftlich begründet.

Die einseitig an der Priorität des Klimaschutzes orientierte DGE-Richtlinie geht zulasten der Gesundheit von Teilen der Bevölkerung, und führt insbesondere bei Kindern und Jugendlichen und älteren Bürgern zu einer nicht ausreichenden Ernährung mit hochwertigen Proteinen und anderen notwendigen Bestandteilen einer gesunden Ernährung.

Die Ernährungswissenschaftlerin Elke Diekmann hat in der NWZ vom 23.01.2025 dargelegt, dass in tierischen Lebensmitteln notwendigen Bestandteile einer gesunden Ernährung enthalten sind, die bei einer rein pflanzlichen Ernährung fehlen. Dazu gehören: hochwertiges Protein, Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine A, B2, B12, Calcium, Eisen , Zink und Jod.

 

In letzter Zeit ist eine deutliche Kritik von verschiedenen Seiten an den DGE-Qualitätsstandards laut geworden, etwa von der Deutschen Akademie für Präventivmedizin (DAPM)

Die Akademie kritisiert, dass die Empfehlungen der DGE allgemeingültig für alle Bevölkerungsschichten ausgesprochen werden. Die Präventivmediziner stellen fest, dass die von der DGE ausgesprochenen Ernährungsempfehlungen bei Weitem „nicht für alle gesund“ seien, sondern allenfalls für einen kleineren Teil der Allgemeinbevölkerung.

In einer Bevölkerung mit einem stetig steigenden Anteil von Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Diabetes, in der schlanke und sportliche Menschen mittlerweile eine Minderheit darstellen, solle man nicht auf Basis theoretischer Überlegungen entscheiden, erklärt die DAPM. Die neuen DGE-Empfehlungen seien für große Teile der Bevölkerung in Deutschland deshalb nicht nur wenig hilfreich, sondern könnten vielen sogar schaden.

Konkret kritisiert die DAPM folgende Aspekte der neuen DGE-Ernährungsempfehlung:

Die Einteilung von Lebensmitteln in solche „pflanzlichen Ursprungs“ und wiederum solche „tierischen Ursprungs“ sei wissenschaftlich betrachtet unsinnig, da es auf beiden Seiten sowohl bedenkliche als auch gesundheitsfördernde Lebensmittel gebe.

Milchprodukte im Vergleich zu früheren DGE-Empfehlungen um ein Drittel zu reduzieren, habe keine wissenschaftliche Grundlage. Milchprodukte hätten nach aktueller Evidenzlage positive Effekte auf die Gesundheit, da sie zu einer Minderung des Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall beitrügen.

Der allgemeine Verzicht auf sogenannte tierische Lebensmittel könne bedenklich sein: Die ausreichende Versorgung relevanter Bevölkerungsteile (z. B. Kinder und Senioren) mit genügend und hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Fettsäuren sowie mit Spurenelementen und Vitaminen werde durch die DGE-Empfehlungen nicht gewährleistet. (35 Gramm Fleisch pro Kitawoche bei der Mittagsverpflegung. Das ist eine Viertel Bratwurst und 90 Gramm pro Schulkantinenwoche sind einfach zu wenig)

Die Empfehlung „an alle“, täglich 300 Gramm Getreideprodukte verzehren, sei für viele Millionen Menschen in Deutschland nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar gesundheitsgefährdend. Etwa für Diabetiker.

Die empfohlene Beschränkung des Verzehrs von Eiern (1 Ei die Woche) sei seit Jahrzehnten überholt und wurde von führenden Fachgesellschaften weltweit längst aus den Empfehlungen gestrichen.

Hinzu kommt, dass die radikalen Empfehlungen der DGE an der Lebenswirklichkeit der Essgewohnheiten der meisten Menschen völlig vorbeigeht. Bei einer so empfohlenen Umkehr der täglichen Ernährung mit einem weitgehenden Verzicht auf tierische Produkte entsteht die Gefahr, dass diese radikale Ernährungsumstellung von den meisten Menschen nicht akzeptiert wird. Viele Kinder werden dann z.B. die ungesunde Ernährung am Kiosk der empfohlenen in der Mensa den Vorzug geben. Somit wird dann das Gegenteil von dem erreicht, was man beabsichtigt hatte. Auch bei der sicherlich notwendigen Umstellung auf eine gesunde Ernährung mit weniger Fleisch gilt es deshalb Maß zu halten und nach Vernunft zu entscheiden. Weniger ist hier mehr.

Christel Homann, Ratsfrau                                                            Hans-Henning Adler

staatlich geprüfte Hauswirtschaftsmeisterin                                  Ratsherr